Enorme Resonanz beim Fachtag „Heute schon NEIN gesagt? – Gewaltschutz in der Eingliederungshilfe“

Fachstelle KogGE setzt starke Impulse für mehr Schutz vor Gewalt und Selbstbestimmung

Vanessa Kießling, Judit Assenheimer und Bianca Stephan sprechen über die Geschichte der Fachstelle KogGE

Am 29. April fand der inklusive Fachtag „Heute schon NEIN gesagt? – Gewaltschutz in der Eingliederungshilfe“ der Fach- und Koordinierungsstelle gegen Gewalt in Einrichtungen (Fachstelle KogGE) der Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen statt.

Im Zentrum der Veranstaltung stand die Frage, wie Gewaltschutz in der Eingliederungshilfe konkret gelebt und umgesetzt werden kann. Ein selbstbestimmtes und gewaltfreies Leben ist ein Menschenrecht. Dennoch kann es – wie überall, wo Menschen aufeinandertreffen – zu Gewalt und Übergriffen kommen. Menschen mit Behinderungen unterliegen hier einem besonderen Risiko.

„Wir sind stolz darauf, dass die Fachstelle KogGE in den letzten drei Jahren einen wichtigen Beitrag dafür geleistet hat, dieses Risiko zu minimieren“, betont Frank Schaffrath, Geschäftsführer der Liga Sachsen. Denn nach vier Jahren Gesetz zum Gewaltschutz (§ 37a SGB IX) zeigt sich: Noch immer hat nicht jede Einrichtung ein Gewaltschutzkonzept mit einrichtungsspezifischen Maßnahmen – oder es bestehen sehr heterogene Ansätze, von gar keinem Konzept bis hin zu partizipativ entwickelten Maßnahmen. Ein wichtiger Bestandteil dabei sind Workshops zur Wissensvermittlung und Bewusstseinsbildung für Menschen mit Behinderungen. Mitarbeitende werden für Selbstreflexion und Fehlerkultur sensibilisiert, Klient:innen erfahren, dass sie Nein sagen dürfen. Die Beteiligung aller ist dabei unabdingbar.

Staatsministerin Petra Köpping, welche die Gäste mit einer Videobotschaft begrüßte, ergänzte: „„Gewaltschutz ist ein grundlegendes Recht und eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Gerade in Einrichtungen der Eingliederungshilfe muss dieser selbstverständlich sein. Wir brauchen in der gesamten Breite der Angebote wirksame Schutzkonzepte und eine Kultur der Achtsamkeit. Die KogGE hat hier seit ihrer Gründung in Sachsen entscheidende Impulse gesetzt. Impulse, die bundesweit wahrgenommen werden. Vor dieser besonderen Bedeutung der Fach- und Koordinierungsstelle freut es mich umso mehr, dass es trotz der sehr herausfordernden Haushaltssituation gelungen ist, die finanziellen Mittel für die Fortführung der KogGE über den 30.06.2025 hinaus bereit zu stellen, sodass diese auch in der zweiten Jahreshälfte 2025 und in 2026 ihre Arbeit fortsetzen kann. Darüber hinaus beteiligt sich mein Haus aktiv an der weiteren Verbesserung des Gewaltschutzes im Rahmen eines „Arbeitskreises Gewaltschutz“ des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, in welchem es auch um die Weiterentwicklung des rechtlichen Rahmens des § 37a SGB IX auf Bundesebene geht.“

Die Gäste erwartete ein vielfältiges Programm mit Vorträgen, dem Austausch im Netzwerkcafé und einer Podiumsdiskussion.

Wir freuten uns insbesondere, Herrn Jürgen Dusel – Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen und Herrn Michael Welsch – Landesbeauftragter für Inklusion der Menschen mit Behinderungen persönlich begrüßen zu dürfen. Neben dem Hausherrn, Bernd Fischer von der BGW Bezirkssstelle Dresden, hielten sie ebenfalls ein Grußwort und nahmen an der Podiumsdiskussion am Nachmittag teil.

Die drei Kolleginnen unserer Fachstelle KogGE hatten für die Gäste einen ganz besonderen und erfrischenden Rückblick vorbereitet und zeigten anhand eindrucksvoller Zahlen, was die Fachstelle in drei Jahren erreicht hat. So wurden insgesamt 52 Einrichtungen der Eingliederungshilfe in ganz Sachsen unterstützt und 106 Menschen mit Behinderungen sowie 114 Fachkräfte in 71 Workshops erreicht.

Gewaltschutz umfasst verschiedene Blickwinkel und erfordert besonders die Stimmen der Betroffenen. Daher freuten wir uns sehr, dass im anschließendem Beitrag Vertreter:innen der Werkstatträte und eine Frauenbeauftragte selbst zu Wort kamen.

In der darauffolgenden Mittagspause und dem Netzwerkcafé hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, mit verschiedenen Akteur:innen ins Gespräch zu kommen – etwa dem Opferschutz der Polizei Sachsen, der Sexualberatung oder der Täterberatungsstelle ESCAPE.

Am Nachmittag warf die Podiumsrunde noch einmal einen kritischen Blick auf das Thema Gewaltschutz und die Stellschrauben, an denen es nach wie vor zu drehen gilt. Aber auch bereits Erreichtes wurde in den Blick genommen. Alle Beteiligten waren sich einig: Die Fachstelle KogGE leistet in Sachsen einen enorm wichtigen Beitrag, um für das Thema Gewaltschutz zu sensibilisieren und Menschen mit Behinderungen an Entscheidungsprozessen zu beteiligen.

Die Fachstelle KogGE setzte mit dieser Veranstaltung ein deutliches Zeichen: Für mehr Aufmerksamkeit, mehr Handlungssicherheit – und für eine gewaltfreie Eingliederungshilfe, in der Menschenrechte jeden Tag gelebt werden.

Wir danken der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung sowie der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege für die Bereitstellung der schönen Räumlichkeiten an diesem wunderbar sonnigen Tag.

Hier geht es zur Pressemitteilung des Fachtags „Heute schon NEIN gesagt?“.

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Projekt Fachstelle KogGE

Die Fach- und Koordinierungsstelle gegen Gewalt in Einrichtungen (Fachstelle KogGE) ist ein Projekt der Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen. Mit dem Projekt wird die Gewaltprävention in Einrichtungen und Diensten der Teilhabe und Rehabilitation für Menschen mit Behinderungen in Sachsen begleitet.