Die Übersicht zeigt, dass viele psychiatrische Fachwörter heutzutage in unsere Alltagssprache eingezogen sind.
Ich glaube, dass wir die Verwendung der Fachbegriffe in unserer Alltagssprache gar nicht verhindern können. Insbesondere Adjektive wie „paranoid“, „depressiv“ oder „schizophren“ sind umgangssprachlich weit verbreitet. Meiner Meinung nach sind diese Begriffe jedoch im allgemeinen Sprachgebrauch entbehrlich. Es gibt ausreichend Alternativen.
Je mehr Menschen diese Begriffe für psychische Erkrankungen als Beschreibung für alltägliche Erlebensweisen nutzen, desto härter müssen Menschen mit psychischen Erkrankungen kämpfen, um Stigmatisierungen oder Bagatellisierungen ihrer Erkrankung zu überwinden.
Zum Problem wird die Verwendung besonders dann, wenn Begriffe, die auch für psychische Diagnosen stehen, zur Abwertung anderer Menschen genutzt oder sogar als Schimpfwort missbraucht werden.
Mir geht es daher um die Sensibilisierung für einen achtsameren Umgang mit unserer Sprache. Dieser Wunsch richtet sich nicht nur an jede/n Einzelne:n, sondern auch an die Berichterstattung in den Medien.
Wenn ich das Wort „schizophren“ google, dann begegnen mir Artikel mit folgenden Schlagzeilen:
- „Schizophrenes Spiel für schizophrene Fans“ (Beschreibung eines Fussballspiels) oder
- „Merkel verhält sich bei Griechenland schizophren“ (Artikel in der Welt)
Im letzteren Beispiel möchte der/die Autor:in wahrscheinlich sagen, dass sich unsere ehemalige Bundeskanzlerin sehr widersprüchlich oder unsinnig verhalten hat. Dafür ist das Adjektiv „schizophren“ jedoch eher ungeeignet, denn Menschen mit einer Schizophrenie verhalten sich nicht unsinnig, widersprüchlich oder absurd.
Wie seht Ihr das?
Findet ihr diese Unterscheidung richtig oder vielleicht sogar übertrieben und nicht alltagstauglich?
Vielen Dank vom Blogger Erklaerungsnot für diesen Beitrag! Folgt ihm gern bei Instagram: @erklaerungsnot