Empathie in der gerontopsychiatrischen Arbeit

Empathie als wichtigste Ressource

Das Wort Emapthy als Würfelbuchstaben, im Hintergrund eine gelbe Rose

Gerontopsychiatrisch veränderte Menschen sind bekanntlich in Lebenswelten unterwegs, die zwar psychobiografisch bestimmt, aber in Raum, Zeit und Bezogenheit von unserer real existierenden Welt fortgeschoben und verrückt sind.

Vor diesem Hintergrund ist Empathie in der gerontopsychiatrischen Beziehungs-, Versorgungs- und Milieugestaltung in besonderem Maße bedeutsam und die wichtigste Ressource.

Empathie als Bereitschaft und Fähigkeit der Pflegenden und Betreuenden zu einem Perspektivwechsel mit Herz und Respekt; damit zu einer Perspektivumkehr weg von der eigenen Lebenswelt und hin zur Lebensperspektive der Anderen.

Empathie als Bereitschaft und Fähigkeit zu Selbstreflexion und Fremderfahrung

Empathie als Bereitschaft und Fähigkeit, sich selbst positiv zu reflektieren, was heißt, sich mit seinen Stärken, Schwächen und Makeln zu akzeptieren und mit einem positiven Selbstbild wahrzunehmen.

Empathie als Bereitschaft und Fähigkeit, die fremden Anderen zu erfahren, sprich, ihre Lebenswelten kognitiv zu erfassen, emotional nachzufühlen sowie in ihren sozialen Milieus zu begreifen.

Empathie hat eine weitere Facette: Man kann sich verlieren in den Bedürfnissen der Anderen und das Eigene hintenan stellen, was nicht geschehen darf, will man seelisch gesund und damit gelingend in der Gerontopsychiatrie arbeiten.

Zwischen Nähe und Distanz eine Balance zu halten ist die Herausforderung, vor der jeder in der Gerontopsychiatrie Tätige steht.

Und Empathie kann auch eine dunkle Facette hervorbringen, die nicht verschwiegen werden darf. Die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen, vermag gleichsam Voraussetzung zu sein für unmenschliches Handeln.

In seinem bei Suhrkamp 2017 erschienenen Buch „Die dunklen Seiten der Empathie“ beleuchtet Fritz Breithaupt mittels vieler Beispiele, wozu Menschen fähig sein können, wenn sie zwar zur Empathie befähigt sind, diese Kompetenz aber unmenschlich nutzen und die zutiefst menschliche Fähigkeit Empathie geradezu pervertieren.

Insofern gilt: Empathie ist als Persönlichkeitseigenschaft im Sozialwesen Mensch evolutionär angelegt. Sie muss aber erlernt werden; insofern für alle machbar. Wahrhaft empathisch ist allerdings nur, wer eine menschliche Lebenseinstellung besitzt.

1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort

  • A.Wohlgemuth
    17. Oktober 2023 17:18

    Spannender Artikel. Ich habe wenig bis keine Erfahrung in der Gerontopsychiatrischen Welt. Dafür mit einem Kleinkind. Ich erlerne ebenfalls tagtäglich mehr und mehr meinem kleinen Sohn empathisch zu sein.

    Antworten

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