Zum Umgang mit Ängsten

Welche Herausforderungen ergeben sich bei Patienten mit pathologisierten Ängsten für Pflegende?

Schwarz-weiß Bild von einer düsteren Kammer mit Stuhl und Spiegel

In der Pflege und Betreuung haben wir es auch mit Pflegebedürftigen zu tun, die infolge von Ängsten zu verhaltensauffälligen Handlungen bis hin zu aggressiver Übergriffigkeit fähig sind. Wie gehen wir damit um?

Prinzipiell müssen wir zuerst aus der Psychobiografie der Betroffenen erfahren, um was für eine Angst es sich handelt, und worin die Ursachen liegen, um danach Vorgehensweisen abzuleiten.

In der alltäglichen Pflege- und Betreuungsarbeit müssen Art und Ursachen für Ängste unbedingt gekannt werden, um sie in ihre Handlungs- und Symptommöglichkeiten einordnen zu können.

Grundsätzlich gilt: Angst ist ein menschliches Grundgefühl. Als Schutz vor bedrohlich empfundenen Situationen, Gefahren und Risiken im eigenen Leben gehört es zum menschlichen Leben an sich. Angst ist uns allen Menschen mehr oder weniger eigen und normal.

Es gibt allerdings auch pathologisierte Ängste, die sich aus traumatischen Erlebnissen entwickelten. Diese Art von Ängsten äußert sich in verhaltensauffälligen Handlungen und Symptomen, als da wären beispielsweise Herzrasen, Schweißausbrüche bis hin zu Panikattacken und Todesangst.

Derartige Ängste können immer wieder als Reaktion auf eigentlich ungefährliche Situationen auftreten, Reaktionen also, die in keinem angemessenen Verhältnis zur jeweiligen Situation stehen.

Bei dieser Art von Ängsten besteht in Pflege und Betreuung die Herausforderung darin, auslösende Situationen zu vermeiden, was aber nur möglich ist. wenn die traumatischen Erlebnisse und die pathologisierten Ängste gekannt und in ihrer Legitimität anerkannt werden.

Gleichfalls gibt es die Angst, über die Fritz Riemann in seinem Buch „Grundformen der Angst“ schreibt. Dieses Buch erschien im Ernst Reinhardt Verlag 1961 in der ersten und 2019 in der 45. Auflage.

Riemann unterscheidet darin vier Grundformen, die zu vier Persönlichkeits- und Verhaltensmustern führen.

Neben der Angst vor dem sich einlassen, der Hingabe und dem Wir bei schizoiden Persönlichkeiten, der Angst vor der Selbstwerdung und dem Ich bei depressiven Persönlichkeiten sowie der Angst vor Veränderung und Wandel bei zwanghaften Persönlichkeiten benennt Riemann die Angst vor dem Endgültigen und Dauerhaften bei hysterischen Persönlichkeiten.

Hierbei besteht für Pflegende und Betreuende die Aufgabe darin, dieses Ängste zu kennen, um in der alltäglichen Arbeit mit den Persönlichkeiten der Pflegebedürftigen besser umgehen zu können.

4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Hallo, das ist ein sehr interessanter Artikel. Haben Sie eventuell noch weitere Informationen oder sogar ein Beispiel in Bezug auf Klaustrophobie? Vielen Dank und liebe Grüße

    Antworten
    • Johannes Richter
      20. September 2023 12:30

      Liebe Frau Antje W.,
      ganz herzlichen Dank für Ihre Meinung und Ihre Frage, die ich wie folgt beantworten möchte.
      Viele Grüße

      Antworten
  • Johannes Richter
    20. September 2023 10:44

    Klaustrophobie kann entstehen, wenn man unfreiwillig Zeit in einem kaputt gegangenen Fahrstuhl verbringen muss. Auch kann sie entstehen, wenn man aus welchen Gründen auch immer verschüttet gewesen ist oder beispielsweise im dunklen Keller eingeschlossen war.

    Antworten
  • Johannes Richter
    12. Februar 2024 10:53

    Last but not least noch drei Bemerkungen zur Angst:

    1. Oft ist der Mensch mit Situationen konfrontiert. deren Ausgang für ihn ungewiss ist.
    Mittels des Gefühls der Angst versetzte ihn die Evolution besser als jede andere Empfindung in die Lage, mit Unbekanntem umzugehen.
    Angst zwingt uns nämlich, wachsam zu sein und verschiedene Szenarien zu erwägen.
    Gleichzeitig lässt sie den Dopaminspiegel in unserem Gehirn ansteigen und liefert Energie.
    Insofern besitzt Angst eine unverzichtbare positive Funktion.
    Wenn wir Angst unterdrücken, verliert sie ihre Schutz- und Mobilisierungsaufgabe und verstärkt die eigene Unsicherheit.

    2. In unserer jetzigen Zeit gibt es vieles, was Angst machen kann; von Klimakrise bis zu militärischen Bedrohungsszenarien.
    Wenn dann noch persönliche Erlebnisse hinzukommen, welche die eigene Resilienzfähigkeit überfordern, dann ist die Gefahr nur schwer zu vermeiden, dass sich das zur menschlichen Normalität gehörende Gefühl der Angst zu einem pathogenen Angstgefühl bis hin zur Angst vor der Angst zu entwickeln beginnt.

    3I In unserer heutigen Zeit ist deshalb wichtig, bewusst bleiben zu lassen, dass das Gefühl der Angst einen Grundpfeiler menschlicher Existenz darstellt und damit normal ist und als Bestanteil seelischer Gesundheit quasi gepflegt werden muss.

    Antworten

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