So wollen wir „Aufholen nach Corona“ in Bärenstein

Podcast und Pyramiden - „RäuBärBande“ lernt gesunden Umgang mit Ernährung

selbstgemalte Ernäherungspyramide

Fehlende Bewegung, Naschen aus Stress oder Langeweile, Fast Food gegen den Frust –Corona hat unser (Ernährungs-)Verhalten verändert und damit auch Probleme wie steigendes Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen verstärkt. Als wichtiger Baustein für ein gesundes Immunsystem und die mentale Gesundheit stand daher die Auseinandersetzung mit ausgewogener Ernährung beim AWO-Hort „RäuBärBande“ im Fokus des „Aufholen nach Corona“-Programms.

Was heißt eigentlich gesunde Ernährung? Wie ernähren sich meine Lehrer:innen? Wie viel Zucker steckt in Nutella? Wovon darf ich viel essen, welche Lebensmittel eher weniger? Diese und weitere Fragen stellten sich die Drittklässler der „RäuBärBande“ im erzgebirgischen Bärenstein, einer Einrichtung des AWO Kreisverbands Annaberg/Mittleres Erzgebirge e.V. Einmal im Monat beschäftigten sich die Hortkinder zusammen mit Erzieherin Frau Schmidt intensiv mit verschiedenen Aspekten rund um Ernährung. Dabei haben sie gelernt, wie viele Würfel Zucker in Gummibärchen, Ketchup, Nutella (84!) und Cola stecken und ihre eigenen Ernährungspyramiden ausgefüllt: Getreideprodukte, Gemüse und Obst bilden die Basis, Süßigkeiten stehen an der Spitze, dazwischen Milch- und Fleischprodukte.

Ernährungstipps fürs Ohr

Das absolute Highlight der Projektreihe war ein von den Kindern in Eigenregie ausgedachter und aufgenommener Podcast (selbst produzierte Audio-Beiträge), der neben dem Verständnis für gute Ernährung auch ihr Selbstvertrauen nach der „Corona-Pause“ wieder stärkte. Dafür überlegten sich Lena, Eddy, Merle und Co. Fragen, die sie ihren Lehrer:innen und dem Schuldirektor stellten. Die Aufregung vor den Interviews war groß, doch die jungen Moderatorinnen meisterten ihre Aufgabe ganz wunderbar und fanden dabei nicht nur das Lieblingsessen, die Naschgewohnheiten und Frühstücksfavoriten der Erwachsenen heraus, sondern sammelten auch allerlei Tipps, Tricks und Informationen rund um gesundes Essen.

„Das Projekt bot eine tolle Chance, unsere bereits vorhandenen niedrigschwelligen Angebote noch zu erweitern und zu vertiefen. So konnten wir beispielsweise Material für die Workshops und Technik für die Aufnahme der Interviews anschaffen. Besonders der Podcast war eine super Erfahrung für die Kinder, sie sind dabei richtig über sich hinausgewachsen“, freut sich Hortnerin Frau Schmidt, die gemeinsam mit den Kindern die Workshop-Themen erarbeitet. Im Rahmen des Projektes will die Hortgruppe noch weitere Interviews durchführen und diese dann gesammelt als Podcast-Reihe bereitstellen.

Einige Kinder erzählen, dass sie in Coronazeiten mehr genascht haben, weil sie der Verlockung der immer verfügbaren Süßigkeiten-Schublade nicht widerstehen konnten. Darüber hinaus habe sich bei den meisten aber nichts grundlegend an ihrem Essverhalten geändert. „Schlimmer war eher die mangelnde Bewegung als Ausgleich, das merken wir immer noch und wollen mit den Workshop-Angeboten entgegenwirken“, ergänzt Saskia Kuban, die beim AWO-Bürgerhaus in Drebach arbeitet und mitverantwortlich ist für die Umsetzung des Projektes, in Zusammenarbeit mit dem Hort in Bärenstein. Für zukünftige Workshops sind daher neben gemeinsamen Kochnachmittagen auch Bewegungsangebote geplant.

 Fast Food oder Vitamine?

Nudeln, Schnitzel mit Pommes, Kartoffel-Auflauf und – hier waren sich nahezu alle Kinder einig – McDonalds. Das sind die Lieblingsgerichte der „RäuBärBande“. Denn obwohl sich dieKinder schon sehr gut mit Ernährung auskennen, wissen, welche Lebensmittel ungesund sind und nur in Maßen gegessen werden sollten und sogar weniger Nutella essen, seit sie deren Zuckergehalt kennen, bleiben Fast-Food-Menüs ihre kulinarische Nummer eins. Und damit sind die Bärensteiner:innen nicht allein: Nahezu alle 12- bis 17-Jährigen essen mindestens einmal im Monat Fast Food (Studie EsKiMo II, 2020). Aktuellen Statistiken zufolge hat sich zudem die Anzahl übergewichtiger (15,4 %) oder adipöser (5,9 %) Kinder und Jugendlicher auf einem hohen Niveau stabilisiert (KiGGS, 2018), was langfristig erhebliche gesundheitliche Risiken wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und ein erhöhtes Diabetesrisiko mit sich bringt.

Beim Brotbüchsenvergleich in der „RäuBärBande“ zeigt sich allerdings, dass die meisten Kinder ihr Wissen über gesundes Essen auch praktisch umsetzen. Statt Cola haben sie Wasser und Tee dabei, statt Pommes essen sie in der Pause Äpfel, Bananen, Brot und ab und zu einen Keks. Viele bereiten ihre Pausenverpflegung selbst vor, ein Schüler kocht sogar regelmäßig das Abendessen für seine Großfamilie. „Wir gehen immer nur zu McDonalds, wenn wir in den Urlaub fahren“, berichtet die neunjährige Melina. Und auch für ihre Mitschüler:innen bleibt Fast Food eher die Ausnahme und gehört vermutlich auch aus genau diesem Grund für viele zu den Lieblingsessen: Verbunden mit einem besonderen Anlass, Ausflug- oder Familienerlebnis bekommen sie hier etwas, das ihnen schmeckt und das es nicht jeden Tag gibt, Lebensmittel von der Spitze der Ernährungspyramide.

Denn die Mädchen und Jungen der „RäuBärBande“ wissen: Gesunde Ernährung heißt eben nicht Verzicht, sondern ein gesundes Maß finden, Genuss, Abwechslung und Spaß beim Entdecken von Neuem. Und nur so geht auch der Weg durch schwierige Monate wie die des Lockdowns. „Wir wollen gar nicht mehr an diese Zeit zurückdenken, sondern schauen gemeinsam nach vorn und freuen uns, dass wir uns jetzt wieder alle sehen und gemeinsam jeden Tag etwas Neues lernen können“, sind sich Kinder und Erzieher:innen einig.

Was ist „Aufholen nach Corona“?

Über zwei Jahre lang litten vor allem die Jüngsten unserer Gesellschaft unter den pandemiebedingten Einschränkungen. Im Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ des Familienministeriums werden sie beim Aufholen von Lernrückständen und ihrem Weg zurück zu einem unbeschwerten Aufwachsen unterstützt.

Alle Fotos: ÖGrafik

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf  der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

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