Kita-Bündnis übergibt 32.643 Unterschriften an Kultusministerium

Die Forderungen und Unterschriften überreichte das Bündnis am 13. Mai an Wilfried Kühner, Amtschef des Staatsministeriums für Kultus.

Die Bündnispartner:innen halten das Banner zur Kampagne hoch, Wilfried Kühner die Unterschriftenliste

Gestern war es endlich soweit! Zum Tag der Kinderbetreuung hatte unser breites Bündnis mit der Liga Sachsen, dem Graswurzelbündnis Die bessere Kita, Gewerkschaften und weiteren Kita-Trägern und Einrichtungen zur Kundgebung vor dem Kultusministerium in Dresden aufgerufen. Bei bestem Wetter wurde in den Redebeiträgen noch einmal deutlich: In unseren Kitas wird der Grundstein für den gesamten weiteren Bildungsweg unserer Kinder gelegt. Um dieser verantwortungsvollen Aufgabe gerecht zu werden und Chancengleichheit zu ermöglichen, braucht es gute und verlässliche Rahmenbedingungen für unsere Einrichtungen.

Gemeinsam überreichten die Bündnispartner:innen Wilfried Kühner, Amtschef des Staatsministeriums für Kultus, sage und schreibe 32.643 Unterschriften für unser Forderungspapier für bessere Rahmenbedingungen in Sachsens Kitas. Das hat unsere Erwartungen haushoch übertroffen und unterstreicht, dass wir den Finger in die Wunde gelegt haben. Erzieher:innen und Eltern spüren ganz deutlich: Damit individuelle, frühkindliche Förderung eines jeden einzelnen Kindes möglich ist, muss sich schnell etwas ändern.

Zur Aktion

Anlässlich der bevorstehenden Landtagswahl starteten erstmalig die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege, Gewerkschaften, Kita-Träger und die Kita-Praxis die gemeinsame Kampagne „Starke Kitas für starke Kinder“. Sieben Kernforderungen für die frühkindliche Bildung im Freistaat richten sie an die zukünftige sächsische Staatsregierung.

Breite Unterstützung erhielt das Kita-Bündnis aus der sächsischen Bevölkerung. Seit Anfang April riefen Verbände, Gewerkschaften und Träger dazu auf, das Forderungspapier mitzuzeichnen. Insgesamt beteiligten sich 32.643 Menschen an der Unterschriftenaktion aus allen Regionen im Freistaat. Am bundesweiten Tag der Kinderbetreuung übergaben Vertreterinnen und Vertreter der Liga der Freien Wohlfahrtspflege, der Bildungsgewerkschaft GEW, des Graswurzelbündnisses sowie den überregionalen Trägern Outlaw und Fröbel 13 volle Aktenordner mit Unterschriften an Wilfried Kühner, Amtschef des Staatsministeriums für Kultus, auf dem Dresdner Carolaplatz.

Nach der Unterschriftenübergabe folgte eine Diskussion mit dem Amtschef. Die stellvertretende Landesvorsitzende der GEW Sachsen, Astrid Axmann, betonte, „dass trotz sinkender Kinderzahlen die zukünftige Betreuungsqualität massiv bedroht ist, wenn es nicht gelingt durch eine gesicherte und ausreichende Finanzierung das jetzige Personal zu 100 Prozent im System zu halten. Die riesige Chance, den sächsischen Personalschlüssel dadurch realistischer auszugestalten, muss genutzt werden.“

Frank Schaffrath, stellvertretender Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt Landesverband Sachsen und Vertreter der Liga der Freien Wohlfahrtspflege ergänzte: „Ein zentraler Punkt ist, dass die Landesmittel auf dem jetzigen Niveau gehalten werden, sodass qualitativ verbesserte Kindertagesbetreuung für Kommunen finanzierbar und für Eltern bezahlbar bleibt. Frühkindliche Bildung ist eine Investition in die Zukunft.“

Barbara Gärtner, Sprecherin des Graswurzelbündnisses „Die bessere Kita“ und Fachbereichsleitung Kindertagesstätten Kinderarche Sachsen sieht neben den hohen Belastungen für die Fachkräfte vor allem die Qualität frühkindlicher Bildung in Gefahr: „Familien und Kinder in ihren Entwicklungsvoraussetzungen, Lebenslagen, Sprache und Kulturen sind vielfältiger geworden. Sie brauchen individuelle Begleitung, Förderung und Unterstützung. Gleichzeitig fordert die Arbeitswelt der Eltern lange Öffnungszeiten. All das ist bei der unzureichenden Personaldecke und den hohen Ausfallzeiten nicht mehr zu stemmen.“

Die Geschäftsleiterin von Fröbel in Sachsen, Dr. Stephanie Garling, sieht dringenden Reformbedarf im sächsischen Kita-Gesetz und fordert eine Dynamisierung des Landesanteils. „Viele Bundesländer haben in ihrer Kita-Gesetzgebung eine Dynamisierung etabliert. Der Freistaat definiert hingegen starre Summen im Haushaltsgesetz. Das bedeutet einen enormen Aufwand für den Gesetzgeber, die Verwaltung und nicht zuletzt für die Träger selbst. Mit einer automatischen Dynamisierung bekäme das Kita-Gesetz einen echten Bildungsschub!“

„Wir leben in herausfordernden Zeiten und brauchen umso dringender eine starke Stimme für diejenigen, die unsere Zukunft sichern und gestalten werden. Kitas sind die ersten Bildungsorte für alle Kinder – unabhängig von Herkunft, Einschränkungen oder sozioökonomischem Status ihrer Familien. Als Kita-Träger stehen wir und vor allem unsere Mitarbeitenden in den Einrichtungen an der Grenze des Machbaren und fordern die Landesregierung auf, gute Startbedingungen und Chancengleichheit für alle Kinder zu ermöglichen. Ohne gute Kitas in Stadt und Land ist auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nicht möglich“, unterstreicht Juliane Kemper, Gesamtleitung Outlaw Kinder- und Jugendhilfe Standort Dresden.

Die Kampagne „Starke Kitas für starke Kinder“ wird bis zur sächsischen Landtagwahl im September mit verschiedenen Veranstaltungen weiterhin den Dialog mit der Politik suchen. Geplant sind unter anderem Besuche von Kandidierenden der demokratischen Parteien in Kindertageseinrichtungen. Abschluss der Kampagne wird eine Diskussionsveranstaltung Ende August in Dresden sein.

Impressionen zur Kundgebung am 13. Mai vor dem Kultusministerium in Dresden

Zu den Initiatoren:

Liga der Freien Wohlfahrtspflege

Die Liga ist der Zusammenschluss der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege im Freistaat Sachsen. Dazu gehören der Landesverband der Arbeiterwohlfahrt in Sachsen, der Caritasverband für das Bistum Dresden-Meißen, der Caritasverband für die Diözese Görlitz, das Diakonische Werk Sachsen, der Deutsche Rote Kreuz Landesverband Sachsen, der Paritätische Wohlfahrtsverband Sachsen und der Landesverband der jüdischen Gemeinden in Sachsen.

Unter dem Dach der Liga finden sich mehr als die Hälfte aller sozialen Angebote in Sachsen mit mehr als 100.000 Beschäftigten. Das sind mehr als in der Gastronomie und im Baugewerbe zusammen. Der Liga-Vorsitz wechselt alle zwei Jahre und liegt 2024/25 in der Hand der Arbeiterwohlfahrt Sachsen.

GEW

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ist die Bildungsgewerkschaft im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und vertritt bundesweit rund 280.000 Mitglieder, die in pädagogischen und wissenschaftlichen Berufen arbeiten: In Schulen, Kindertagesstätten, Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen. Auch Studierende und arbeitslose Pädagoginnen und Pädagogen sind Mitglieder der GEW. Vorsitzender des Landesverbandes Sachsen der GEW (GEW Sachsen) mit Hauptsitz in Leipzig ist seit Juni 2023 Burkhard Naumann.

 Graswurzelbündnis

Das Graswurzelbündnis ist ein Zusammenschluss verschiedener Akteure der sächsischen Kita-Landschaft aus Kitas, Trägern, Spitzenverbänden, Gewerkschaften und Elternvertretungen. Seit 2017 eint das Bündnis das gemeinsame Ziel, die Rahmenbedingungen für die sächsischen Kitas zu verbessern und an die Landespolitik zu adressieren.

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