Die anspruchsvolle Arbeit in der Gerontopsychiatrie

Resilienz als wesentliche Ressource

Eine kleine Pflanze steht im Wald

Arbeit in der Gerontopsychiatrie bedarf einer hohen Resilienzertüchtigung. Wie unter „Informationen“ geschrieben bedarf es Ermutigung, wenn man in der Gerontopsychiatrie arbeiten möchte, denn die Arbeit mit lebensweltlich von uns Normalen verrückten, fortgerückten und verschobenen Pflegebedürftigen ist psychosozial sehr anspruchsvoll. Sie verlangt eine hohe Resilienz, wozu Betroffene zu ertüchtigen sind. Sehr hilfreich können dabei die Bücher von Boris Cyrulnik sein, die Bestseller geworden sind.

Als der Neuropsychiater Boris Cyrulnik fünf Jahre alt war, wurden seine Eltern nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Dieses Trauma bestimmte sein ganzes weiteres Leben und ließ ihn zu einem der bedeutendsten Forscher für das Spannungsfeld von Traumata und Resilienz werden. Prof. Cyrulnik gilt als einer der wichtigsten Experten, wenn es um die Fähigkeit geht, seelisch belastende Erfahrungen und Traumata nicht mit psychischen Störungen zu überstehen, sondern an ihnen sogar zu wachsen.

Nach ihm bedeutet Resilienz seelische Widerstandskraft in Form von Selbstwertgefühl, Urvertrauen, Phantasiefähigkeit und Sprache. Diese Schutzfaktoren und insofern die eigene Selbstwirksamkeitsstärke werden bereits frühkindlich ausgeprägt bis nicht ausgeprägt. Sie setzen Resilienzprozesse in Gang, wenn es gilt, belastende Erlebnisse und Traumata seelisch zu bewältigen und daran zu wachsen oder psychische Störungen auszulösen.

Im Rahmen der Resilienzprozesse finden quasi Metamorphosen statt. In ihnen sollen die Traumata zu Erzählungen umgeschrieben werden, welche die eigene Psyche nicht zerstören können. So wie bei Boris Cyrulnik selbst ist das Ziel, die Erlebnisse so umzudeuten, dass sie in eine positive menschliche Richtung gelenkt werden. Am besten ist es natürlich, wenn die Selbstwirksamkeit so ausgeprägt ist, dass Traumata gar nicht erst entstehen können, und die eigene Mitmenschlichkeit gewahrt bleibt.

Pflegende und Betreuende in der gerontopsychiatrischen Versorgung, deren Selbstwirksamkeitsstärke sich als nicht ausreichend erweist, müssen und können in besonderer Weise ertüchtigt werden. Dazu bedarf es Vertrauenspersonen, welche bei deren Aufbau helfen.

1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort

  • Johannes Richter
    21. Januar 2024 09:31

    Namentlich die COVID-19-Pandemie führte bei vielen Menschen zu psychischen Symptomatiken von Stimmungsschwankungen bis hin zu Angst- und Zwangsstörungen durch restriktive Ausgangs-und Hygienevorschriften.

    Damit wurde erkennbar, dass psychische Probleme jeden betreffen können, was wiederum dazu führte, dass die Sensibilisierung zunahm, sich mit der eigenen psychischen Gesundheit und mentalen Resilienzfähigkeit zu beschäftigen.

    Als Hindernis bleibt allerdings das soziale Umfeld.

    Aus Angst, bespöttelt und gar ausgegrenzt zu werden traut man sich oft nicht, eigene psychische Problemlagen zu benennen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
    Dabei ist es aber wichtig, Familie, Freundes- und Arbeitskolleg:innenkreis einzubeziehen:
    – sei es, die Bedeutung der emotionalen Lage auf die eigene Leistungsfähigkeit zu begreifen sowie Verständnis und Rücksichtnahme zu erhalten;
    – sei es beim Reflektieren und bei der Regulierung der Emotionen;
    – sei es, alternative Lesarten der Problemsituation zuzulassen und diese neu zu bewerten;
    – sei es, Strategien zu entwickeln, um sich selbst zu beruhigen;;
    – sei es, die eigenen Emotionen anzunehmen und keinen Widerstand zuzulassen.

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