Migrační Konsorcium: Vorstellung und Gruß aus der Tschechischen Republik
Vor drei Jahren ist der AWO LV Sachsen e.V. auf die tschechischen Kolleg:innen des Konsorciums, dem Dachverband tschechischer Migrantenorganisationen, zugegangen, um sich über die Thematiken der Interkulturellen Öffnung und Fachkräfteentwicklung auszutauschen, voneinander zu lernen und zukünftig gemeinsame Projekte zu gestalten.
Wofür das Migrační Konsorcium und seine Partnerorganisationen stehen und wie sie Integration von Migrant:innen in die tschechische Gesellschaft gestalten und Begegnung und Dialog herstellen, lesen Sie hier im Beitrag von Andrea Krchová, Direktorin des Konsorciums.
Heute leben in Tschechien etwa 800.000 Ausländer:innen. Rund die Hälfte davon sind EU-Bürger:innen. Die größten Gruppen nach Nationalität sind Slowak:innen (21%), Ukrainer:innen (23%) und Vietnames:innen (17%). Die meisten Ausländer:innen kommen in die Tschechische Republik, um zu arbeiten – sehr oft auf Einladung der tschechischen Regierung und tschechischer Unternehmen. Andere betreiben in Tschechien Unternehmen, studieren oder kommen als Familienangehörige der zuvor genannten. Nur ein sehr kleiner Teil aller Ausländer:innen in unserem Land sind Personen, die internationalen Schutz beantragen. Von den Personen, denen dieser Schutz gewährt wurde, leben heute ungefähr 2000 in der Tschechischen Republik.
Unsere Überzeugung
Wir sind der Überzeugung, dass Migrant:innen in ihrer neuen tschechischen Umgebung ihre Rechte und Pflichten kennen müssen und sie müssen in der Lage sein, hier ein würdiges Leben zu führen, wenn das Zusammenleben von Ausländer:innen mit Tschech:innen harmonisch und bereichernd sein soll. Gleichzeitig müssen die tschechischen Bürger:innen verstehen, warum Ausländer:innen kommen und was sie Neues bringen können. Das alles sollte eine Integrationspolitik sicherstellen. An Integration sind viele Akteur:innen beteiligt – von internationalen Organisationen, über staatliche Verwaltungen und lokale Behörden bis hin zu NGOs, deren Aktivitäten mit ihren Tätigkeitsfeldern wachsen und sich spezifischen Bedürfnissen und konkreten Personen widmen.
Ein Treffpunkt – ein Platz für Dialog
Das Konsorcium der zum Thema Migration arbeitenden NGOs ist ein Dachverband, der sich bemüht, einen Raum für einen konstruktiven Dialog zu schaffen, der eine starke Gesellschaft mitgestaltet, die mit der Andersartigkeit arbeiten kann. Unsere Haupttätigkeit ist die Interessensvertretung. Diese besteht darin, Informationen aus diesem Bereich zu sammeln und zu analysieren, diese den politischen Entscheidungsträger:innen zu kommunizieren und auf die Bedürfnisse sowie Risiken und Leerstellen im Gesetz aufmerksam zu machen. Durch den Diskurs mit anderen großen Migrationsakteur:innen bauen wir Partnerschaften auf. Unsere Mitgliedsorganisationen befassen sich mit verschiedenen Aspekten des Lebens von Migrant:innen und ihrer Integration in die tschechische Gesellschaft. Gemeinsam bemühen wir uns, unser Land zu einem angenehmen und sicheren Ort für alle Einwohner:innen zu machen.
Integration gestalten – Was wir genau tun
Das bedeutet in der Praxis, dass wir Ausländer:innen in Tschechisch unterrichten und ihnen zusammen mit der Sprache Informationen zur tschechischen Kultur, Gesellschaft und staatbürgerliche Werte vermitteln. Wir erstellen Lehrmaterialien, die auf die Bedürfnisse verschiedener Berufs- und Sprachgruppen zugeschnitten sind. Wir bilden Pädagog:innen, Assistent:innen, Dolmetscher:innen und interkulturelles Personal aus. Wir bieten kostenlose Rechts- und Sozialberatung, helfen Ausländer:innen, sich in der tschechischen Rechtsordnung zu orientieren. Wir können unsere Mandant:innen vor Gericht vertreten und wir bieten ihnen Konsultationen zu ihren Rechten und Pflichten an. Wir beugen Krisensituationen vor und kämpfen gegen unfaire Arbeitsbedingungen, Ausbeutung und den Missbrauch von Ausländer:innen. Wir verfolgen das Geschehen auf internationaler Ebene. Wir sind an der humanitären Hilfe für Menschen in Krisengebieten beteiligt.
In der Tschechischen Republik arbeiten wir mit Personen, die internationalen Schutz beantragen, und mit Asylbewerber:innen zusammen. Wir vermitteln Migrationsfragen der breiten Öffentlichkeit und möchten dazu beitragen, die Spannungen, die heute in der Gesellschaft bestehen, zu verringern. Wir bieten Analysen und Geschichten einzelner Menschen an und versuchen, das Medienbild der Migration durch fehlende Perspektiven und Zusammenhänge zu ergänzen. Wir fordern Solidarität und Offenheit gegenüber den Menschen, die hier bei uns leben, auch wenn sie nicht in der Tschechischen Republik geboren wurden. Wir organisieren Bildungsprogramme sowohl für ein Laien- als auch ein Fachpublikum, und eines unserer Ziele ist die Bekämpfung von Xenophobie und rassistischer und nationalistischer Intoleranz.
Wir freuen uns sehr darüber, dass uns die AWO vor drei Jahren mit der Idee der Zusammenarbeit angesprochen hat. Im Laufe dieser drei Jahre hatten wir die Möglichkeit zu beobachten, was sich bei euch abspielt, was wir daraus lernen können und welche Erfahrungen wir teilen können.
Wir freuen uns auf eine weitere Vernetzung unserer Aktivitäten.
Für das Konsorcium der zum Thema Migration arbeitenden NGOs in der Tschechischen Republik,
Andrea Krchová
Direktorin
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